Test: Hyundai Grand Santa Fe - Wohlig wohnlich

Für die Großfamilie eignet sich der Hyundai Grand Santa Fe hervorragend. Der koreanische Siebensitzer zeigt sich vollgepackt mit technischen Helferlein als Freund der Familie. Die ganz große Nummer ist er trotzdem nicht.

Dass es sich bei Fahrzeugen für mehr als fünf Insassen nicht immer um einen Bus oder Hochdachkombi handeln muss, weiß Hyundai schon länger. Die Koreaner haben mit dem Grand Santa Fe seit 2013 ein Gefährt mit sieben Sitzen im Programm.

Der Nachfolger des erfolglosen ix55 verfügt nicht nur über sechs bis sieben Sitzplätze je nach Bestuhlung, er ist nahezu bis unters Dach mit Ausstattung vollgepackt und bietet beeindruckend viel Raum. Im Vergleich zu seinem kleinen Bruder Santa Fe trägt er nicht nur den Namenszusatz ,,Grand". Er bietet knapp 23 Zentimeter mehr Auto und die zusätzlichen zwei Sitze, die sich im Kofferraumboden tarnen. Auch optisch ist er ein Hingucker: Mit einer stattlichen Länge von fast fünf Metern und einer Höhe von 1,70 Metern lässt er jeden Kleinwagenfahrer erblassen. Dennoch haben die Designer es geschafft, ihm eine elegant-dynamische Form zu kreieren. Dazu tragen beispielsweise der mächtige Kühlergrill sowie die nach oben ansteigenden Seitenlinien bei.

Der Radstand von der Länge eines Smart Fortwo (2,80 Meter) lässt erahnen, wieviel Platz der Innenraum bietet. Der Grand Santa Fe ist sowohl in der ersten Reihe als auch im Fond deutlich geräumiger als seine wenigen Konkurrenten. Vor allem Fahrer und Beifahrer können sich auf den gut gepolsterten Sitzen schon fast räkeln. Die unterschiedlichen Materialien am Armaturenbrett sind durchaus hochwertig, die Instrumente gut ablesbar. Jedoch führt nicht jeder erste Handgriff ans Gesuchte: So muss man an der Tankstelle erst einmal nach dem Hebel für die Tankklappe suchen, die sich eher untypisch in der Seitenverkleidung der Tür versteckt. Verbesserungsbedarf gibt es auch bei der Sitzheizung, nimmt sich diese doch verhältnismäßig viel Zeit um auf Temperatur zu kommen. An kalten Wintertagen friert das Gesäß demnach gefühlt sehr lange auf den Ledersitzen. Da ist die Lenkradheizung wesentlich schneller.

Die größten Stärken des Grand Santa Fe sind seine Variabilität und sein Fassungsvermögen. Neben dem eigenen Nachwuchs passen auch noch Freunde mit ins Auto, die alle noch ihre Täschchen verstaut bekommen. Ist der Nachwuchs abgeliefert, lässt sich bequem die dritte Sitzreihe Einklappen und das entstehende Kofferraumvolumen von 634 Litern macht Platz für Wochenendeinkäufe und mehrere Kisten Sprudel. Wird auch noch die zweite Reihe zusammengefaltet, passt auch der neu gekaufte Wandschrank auf die lange Ladefläche.

Bei der Motorisierung macht es der dicke Koreaner seinen Käufern leicht: Als einziger Antrieb wird ein 2,2-Liter-Vierzylinder-Diesel mit 145 kW/197 PS in Kombination mit der Sechsgangautomatik und Allradantrieb angeboten. Schlüssellos wird der Familienbrummer gestartet. Sein sanfter Lauf und die geringe Geräuschentwicklung passen. Das Fahrwerk ist komfortabel ausgelegt und straff genug, um die Karosserie auch in schnell gefahrenen Kurven stabil zu halten.

Am wohlsten fühlt er sich bei nicht zu flottem Reisetempo auf der Autobahn. Steigt das Tempo über 160 km/h, kann er eine gewisse Mühe nicht verleugnen. Bei 200 km/h halten sich Vortriebskräfte und Fahrwiderstände die Waage. Beim Anfahren darf man sich trotz seiner fast 200 PS nicht wundern, dass er seine Zeit braucht. Immerhin muss der Allradler 2,2 Tonnen in Bewegung setzen.

Das merkt man auch an der Tankstelle. Im Schnitt unseres Dauertests flossen 8,9 Liter Diesel durch die Leitungen, auf schnellen Etappen waren es gerne auch mehr als elf. Hyundai gibt als Durchschnitt 7,6 Liter an, was im Wettbewerbsumfeld der Premiumanbieter eher viel ist. Daran dürfte auch die Sechstufenautomatik ihren Anteil haben, die zwar sanft und schnell schaltet, aber gefühlt doch einige der fast 200 Antriebspferdchen hemmt. Mehr Gänge und eine insgesamt größere Spreizung der Übersetzung würden den Verbrauch wohl nicht nur theoretisch mindern. Bei der Lenkung hätten wir uns ein direkteres Ansprechverhalten gewünscht.

Die von uns gefahrene ,,Premium"-Ausstattung beinhaltet ein dickes Bündel Extras, die sich andere Hersteller teuer bezahlen lassen. Dazu zählen unter anderem Xenon-Scheinwerfer, Bordcomputer, Spurhaltewarnsystem, elektrisch einstell- und anklappbare Außenspiegel, Ledersitze, eine elektrische Heckklappe,Klimaautomatik sowie eine manuelle Klimaanlage für die dritte Sitzreihe. Von einst koreanischer Billigkeit keine Spur mehr, das gilt auch für die Preisliste. Sie beginnt bei 46.500 Euro. Für den nahezu vollausgestatteten Freund der Familie werden 50.700 Euro fällig.

Insgesamt ist der Hyundai Grand Santa Fe formal gelungen. Was ihm allerdings im Vergleich zu Konkurrenten wie BMW X5 oder Range Rover Sportfehlt, ist das richtige Image und ein bisschen technisches Feintuning. Dafür ist er, trotz seines auf den ersten Blick üppigen Preises, im Vergleich zu den Premiumanbietern überraschend günstig und kommt zudem mit fünf Jahren Garantie.
Hyundai Grand Santa Fe - Technische Daten:
Sechs- oder siebensitziges, fünftüriges SUV, Länge: 4,92 Meter, Breite: 1,89 Meter (2,2 Meter mit Außenspiegeln), Höhe: 1,70 Meter, Radstand: 2,80 Meter, Kofferraumvolumen: 634 - 1.842 Liter

2,2-Liter-Diesel, 145 kW/197 PS, Allrad, Sechsstufen-Automatik, maximales Drehmoment: 436 Nm bei 1.800 bis 2.500 U/min, Vmax: 200 km/h, 0-100 km/h: 10,3 s, Durchschnittsverbrauch: 7,6 l/100 km, CO2-Ausstoß: 199 g/km, Effizienzklasse: C, Testverbrauch: 8,9 l/100 km; Preis ab 46.500 Euro

Kurzcharakteristik:
Warum: viel Platz und im Vergleich zur Konkurrenz deutlich günstiger
Warum nicht: kein übermäßiger Fahrspaß
Was sonst: BMW X5, Range Rover Sport, Volvo XC90

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