Nissan Murano - Vornehmer Gigant

Nicht immer schön, aber selten - und vor allem unverwechselbar. Das jedenfalls hat Nissan raus. Mit dem neuen Murano haben die Japaner ihr größtes Modell auf amerikanische Straßen geschickt. Und der Riese könnte es auch bis zu uns schaffen.

Spätestens beim Blick auf die Preisliste von Nissans größtem Geländewagen erblassen wir Europäer: Denn frontgetrieben startet das Basismodell schon knapp unter 30.000 Dollar und selbst mit allem Drum und Dran, kann man den Preis kaum über 45.000 Dollar treiben.

Während der Murano außen wirkt wie von einer anderen Welt und man fast reflexartig erst einmal einen Schritt zurück tritt, offenbart er beim Einstiegen ein ungeheuer einladendes Wesen: Viel ruhiger und cleaner gezeichnet als das Exterieur nimmt sich der Innenraum angenehm zurück, wirkt luftig, weit und hübsch aufgeräumt. Nicht umsonst haben die Entwickler die Zahl der Knöpfe zum Beispiel auf der Mittelkonsole halbiert. Stattdessen gibt es ein großes Display zwischen den Instrumenten, ein ordentlich beladenes Multi-Funktionslenkrad und vor allem einen riesigen Touchscreen samt App-Store und Online-Services. Dazu bequeme Klima-Sitze, ein beheiztes Lenkrad, viel Sicht und Licht durch eine großzügige Verglasung und quadratmeterweise Zierkonsolen wahlweise in hellem Holzimitat oder in poliertem Pseudo-Blech.

Konsequenter als manche Konkurrenten haben die Japaner auch an die Hinterbänkler gedacht. Dafür stehen nicht nur der flache Mitteltunnel und die buchstäblich überschaubare Truhe zwischen den beiden Vordersitzen, über die man sich spielend hinweg beugen und deshalb leichter mit den Passagieren ins Gespräch kommen kann.

Beim Antrieb gehen die Amerikaner ihren eigenen Weg. Weil ihn das europäische Downsizing suspekt ist und der 1,2-Liter-Vierzylinder aus dem Basis-Qashqai diesseits des Atlantiks allenfalls für einen Rasenmäher taugt, setzten sie wie eh und je auf einen standesgemäßen V6-Motor. Der 3,5-Liter ist ebenso bekannt wie bewährt und wäre nach wie vor eine probate Kraftquelle, wenn ihn Nissan nicht konsequent mit einer stufenlosen Automatik kombinieren würde.

Genau das ist auch der Haken, wenn es um die Exportaussichten des erstmals in Mississippi montierten Geländewagens geht. Zwar würde der erklärten Cross-Over-Marke Nissan in Europa ein Flaggschiff wie der Murano gut zu Gesicht stehen. Bei 4,90 Metern Länge und einem Schätzpreis von 45.000 Euro wäre er weit genug weg von Qashqai und X-Trail, damit bei den beiden Volumenmodellen nichts anbrennt. Und was das Setup von Fahrwerk und Lenkung angeht, ließe sich das mit ein paar Abstimmungsrunden auf europäischen Straßen schon richten. Doch einen Diesel oder wenigstens einen Hybrid-Antrieb dürfte es das UFO aus Amerika in Deutschland schwer haben.

Aber wer weiß: Wenn es der Murano vom Mars schon auf die Erde geschafft hat, dann ist der Weg von Amerika nach Europa vielleicht doch nur noch ein Katzensprung.

Technische Daten Test - Nissan Murano

Fünftüriger Geländewagen der gehobenen Mittelklasse, Länge: 4,89 Meter, Breite: 1,92 Meter, Höhe: 1,69 Meter, Radstand: 2,83 Meter, Kofferraumvolumen: 1.121 - 1.979 Liter 3,5-Liter-V6-Benziner, Stufenloses Automatikgetriebe, 191 kW/260 PS, max. Drehmoment 325 Nm bei 4.400 U/min, Vmax k.A., null bis 100 km/h ca. 7 Sekunden, Normverbrauch k.a., Preis (US) ab 29 560 Dollar

Kurzcharakteristik - Nissan Murano Alternative zu Hyundai Santa Fe, Kia Sorento und Ford Edge Passt zu: Familien mit Outdoor-Hobbys und allen US-Touristen. Denn bei uns ist der Murano (noch) nicht zu bekommen. Wann kommt er: In den USA ist er seit Januar am Start, in Europa wird es nichts vor 2016 Sieht gut aus in amerikanischen Vorstädten und auf den Prachtstraßen in den Nationalparks. Was kommt noch: Hoffentlich ein Diesel, sonst wird es nichts mit dem Start in Europa.

auch in AUTOMOBIL

Anzeige

Videos