Test: Hyundai i40 Kombi 1.7 CRDi Blue - Ein Europäer ohne Heimvorteil

An den deutschen Mittelklasse-Platzhirschen kommt in Sachen Verkäufe kein Importeur vorbei. In anderer Hinsicht ist der Hyundai i40 durchaus auf Augenhöhe mit der heimischen Konkurrenz.

Dass man es als Importeur in der Mittelklasse schwer hat, zeigte sich zuletzt an der Entscheidung Hondas, den Accord hierzulande künftig nicht mehr anzubieten. Vor diesem Hintergrund ist der Hyundai i40 schon ein Erfolgsmodell - mit 6.697 Neuzulassungen 2014 war er hinter Skoda Superb und Mazda6 das erfolgreichste ausländische Modell seiner Art. Dass es für den Koreaner so gut läuft, hat vor allem mit seiner Herkunft zu tun.

Anders als beispielsweise der Honda Accord - objektiv ebenfalls kein schlechtes Auto - wurde der i40 zu großen Teilen in und für Europa entwickelt. Und das sieht man ihm an, vor allem in der hier gefahrenen Kombi-Variante. Bei Abmessungen und Platzangebot stand ganz offensichtlich der Segments-Primus VW Passat Pate. 4,77 Meter Länge treffen exakt das Gardemaß des Wolfsburgers, ebenso liegt das maximale Gepäckraumvolumen mit umgeklappter Fondlehne bei beiden Modellen auf gleichem Niveau. Nur bei voller Bestuhlung fasst der Hyundai 50 Liter weniger, was vor allem an dem schwungvoller abfallenden Heck liegt.

Generell setzt sich der i40 beim Design stark von seinem Vorbild ab. Wo der Passat je nach Geschmack wahlweise klassenlose Eleganz oder reizlose Langeweile versprüht, gibt der Hyundai den schnittigen Dynamiker. Und das durchaus gekonnt, ohne in die manchmal übertriebene Opulenz der jüngeren Übersee-Modelle des Herstellers abzugleiten. Kehrseite der schicken Form ist jedoch wie üblich die schlechte Sicht nach hinten - die Heckscheibe ist schmal, die C-Säule wuchtig. Zudem erschwert die tiefe Dachlinie den Einstieg in den Fond.

Ergonomisch gut präsentiert sich das Cockpit. Lediglich der Schalter für die Heckscheibenheizung ist ungünstig auf der Beifahrerseite positioniert. Insgesamt aber dürfte Hyundai auch hier den europäischen Geschmack getroffen haben und verzichtet auf die sonst in Asien und den USA vielfach übliche Knöpfchenflut. Wer von einem VW, Ford oder Opel umsteigt, dürfte kaum Schwierigkeiten haben. Auch die vorderen Sitze müssen sich nicht verstecken, auch wenn die Auflageflächen etwas länger sein könnten. Hinten dürften die Polster zudem etwas stärker konturiert sein.

Fortgeschrittener Seitenhalt ist aber an Bord des Hyundai eigentlich nicht nötig. Der i40 gibt eher den komfortablen Langstreckengleiter als den Sport-Kombi. Nur harte Fahrbahnverwerfungen dringen unangenehm durch, in Kurven wird trotzdem nicht zu viel Seitenneigung zugelassen. Die Lenkung ist in der Grundeinstellung direkt und präzise, so dass man auf die wenig überzeugende Verstellmöglichkeit getrost verzichten kann. Gepaart ist das ausgewogene Fahrwerk mit einem ebenso harmonischen Motor. Der Vierzylinder-Diesel leistet die in dieser Klasse gern gewählten 100 kW/136 PS, die für zügiges Mitschwimmen im Autobahnverkehr gut sind. Die übliche Anfahrschwäche ist dabei zu verschmerzen. Weil der Selbstzünder nur 1,7 Liter Hubraum benötigt, bleibt der Verbrauch im Rahmen. Im Mittel flossen 6,1 Liter auf 100 Kilometer aus dem Tank, auf Landstraßen lässt sich auch eine Fünf vor dem Komma erreichen.  

Im Betrieb ist der Hyundai günstig, in der Anschaffung allerdings nur bedingt. Zumindest laut den offiziellen Preislisten gibt es die Modelle der Koreaner längst nicht mehr zum Schleuderpreis. Die 29.900 Euro (ohne Start-Stopp-Automatik 29.400 Euro) des getesteten i40-Diesels liegen nicht mehr weit von einem Passat mit vergleichbarem Motor entfernt, allerdings gibt es für das Geld deutlich mehr Ausstattung. An Bord sind unter anderem Zweizonen-Klimaautomatik, Einparkpiepser vorn wie hinten, Sitzheizung und Tempomat. Auch ein Gepäckraumrollo mit Trennnetz sowie Befestigungsschienen für den Ladeboden sind mit dabei - bei anderen Herstellern muss für solche Selbstverständlichkeiten oft tief in die Tasche gegriffen werden. Unverständlich ist allerdings, weshalb man auf die Start-Stopp-Automatik verzichten muss, wenn man die Top-Ausstattungslinie ,,Premium" wählt. Den Spritsparhelfer gibt es ausschließlich für das Basismodell ,,Style".  

In der Summe seiner Eigenschaften passt der Hyundai i40 Kombi exakt in den deutschen Mittelklasse-Mainstream. Der Koreaner zeigt keine ernsten Schwächen, kann zudem mit gutem Platzangebot im Fond und eigenständigem Design punkten. Dazu kommt die fünfjährige Garantie ohne Kilometerbegrenzung. Dass es trotzdem nicht für mehr als einen Rang im Mittelfeld der Bestsellerliste reicht, liegt wohl zuletzt auch an seiner Herkunft - so europäisch sie auch sein mag, VW, Opel, Ford und Co. haben einfach den Heimvorteil.

Technische Daten - Hyundai i40 Kombi 1.7 CRDi Blue:
Kombi der Mittelklasse, Länge: 4,77 Meter, Breite: 1,82 Meter, Höhe: 1,47 Meter, Radstand: 2,77 Meter, Kofferraumvolumen: 553 bis 1.719 Liter.

1,7-Liter-Diesemotor, manuelles Sechsgang-Getriebe, 100 kW/136 PS bei 4.000 U/min, max. Drehmoment 330 Nm bei 2.000 - 2.500 U/min, 0-100 km/h in 10,6 s, Vmax 200 km/h, Verbrauch 4,7 l/100 km, 124 g CO2/km, Euro 5, Effizienzklasse A+, Testverbrauch: 6,1 Liter; Preis ab 29.900 Euro.

Kurzcharakteristik - Hyundai i40 Kombi 1.7 CRDi Blue:
Alternative zu: Mazda6 Kombi, VW Passat Variant, Opel Insignia Sports Tourer
Passt zu: Vielfahrern, die Wert auf preisgünstigen Komfort legen
Sieht gut aus: neben so manchem aktuellen und früheren Asien-Import in der Mittelklasse

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