Im Interview: BMW-Entwicklungschef Klaus Fröhlich - Kein ,,Smart" von BMW

Das Stühlerücken im BMW-Vorstand ist beendet, die neuen Büros sind bezogen. Seit Mitte Dezember ist der 55jährige Klaus Fröhlich neuer Entwicklungsvorstand des bayerischen Premiumhersteller. Wir unterhielten uns mit ihm auch über Sinn und Unsinn von Supersportwagen.

Seit sechs Wochen ist Klaus Fröhlich neuer Entwicklungsvorstand von BMW. Wir sprachen mit ihm unter anderem über autonomes Fahren, E-Autos, Supersportwagen und Stadtfahrzeuge. 

Auf der CES präsentierten Ihre beiden wichtigsten Wettbewerber Konzepte zum autonomen Fahren. Hat BMW da Nachholbedarf?
Überhaupt nicht, mit unserem BMW i3 mit Laser-Scanner-System, der sich selbstständig einen freien Platz im Parkhaus suchen kann, waren wir vorne mit dabei. In diesen praktischen Situationen sehen wir die Herausforderung. Es ist heute überhaupt kein Problem, Hunderte von Kilometern auf der Autobahn hinter einem ,,Hasenfahrzeug" herzufahren. Aber es geht um den Verkehr in den Städten. Hier wird eine Mischung aus perfektem Kartenmaterial und gigantischer Sensorik erforderlich.

Wann wird Ihrer Einschätzung nach das erste selbst fahrende Auto auf einer Autobahn unterwegs sein, wann im Stadtverkehr?
Es wird wohl so kommen, dass wir zwar recht bald das autonome Fahren serienreif entwickelt haben, aber es auf Grund von gesetzlichen Hürden in verschiedenen Ländern zu verschiedenen Zeiten einführen werden. In einigen US-Staaten kann es sogar sehr schnell gehen. Ich gehe davon aus, dass am Ende dieses Jahrzehnts die Schwelle erreicht ist, in der einzelne Themen wie das ,,Remote-Parking" (ferngesteuertes Einparken) in die Serie einfließen werden. Das völlig selbstfahrende Auto wird sicher noch ein Jahrzehnt länger auf sich warten lassen. Obwohl ich bezweifle, dass BMW-Fahrer wirklich davon träumen, jemals einem technischen System das Lenkrad komplett zu überlassen.

Der i3 ist zumindest auf deutschen Straßen nur selten zu sehen. Sind die Deutschen noch nicht reif fürs Elektroauto?
Das würde ich so nicht sagen. Unsere Erwartungen sind bislang erfüllt worden, wenn auch auf einem anderen Niveau als zum Beispiel in den USA. Das hat mehrere Gründe: Wer etwa in Kalifornien einen BMW i3 erwirbt, profitiert von einer staatlichen Förderung, die ihm die Entscheidung für eine Elektroauto erleichtert. Vergleichbares gibt es bei uns nicht. Hinzu kommen die Beliebtheit des Diesels in Europa und die immer noch entwicklungsfähige Infrastruktur, also die zu geringe Zahl an Ladestationen. Unterm Strich hat es ein Elektroauto in Europa schwerer als anderswo.

Sie haben verschiedene Plug-In-Hybride angekündigt. Wie sieht der Zeitplan aus.
Wir starten mit dem X 5, dann folgt der 3er. Weitere Modelle mit vergleichbarer Technik werden schrittweise folgen.

Warum müssen diese Fahrzeuge immer so starke Verbrennungsmotoren haben. Ist das bewusste Fahren mit einem Hybrid nicht auch eine Form von "Fahrfreude"?
Beim BMW X5 und dem BMW 3er setzen wir ja auf Vierzylindermotoren. Dennoch gibt es auch viele Kunden, bei denen die Leistung eine wichtige Rolle spielt und die bereit sind, dafür auch mehr auszugeben. Aber es stimmt schon: Je mehr wir die elektrische Leistung erhöhen und damit auch die Reichweite, desto mehr können wir die Leistung des Verbrennungsmotors reduzieren. Und diese Entwicklung wird weitergehen.

Von 1 bis 8 ist die BMW-Modellreihe gut durchgezählt. Da ist doch ein Super-Sportwagen mit der "9" nur logisch
Wir haben doch einen Supersportwagen, den BMW i8. Wir haben im ersten Jahr so viele von ihm verkauft wie manche solche Fahrzeuge in ihrem ganzen Produktionszeitraum erreichen. Der i8 erfüllt beide Eigenschaften, für die die Marke BMW steht - Dynamik und Innovation. Das macht dieses Auto einzigartig und das ist für mich ein entscheidender Punkt ist. Allein durch sein Design, das so anmutet, als wäre er aus der Zukunft am Fallschirm auf unsere Erde geschwebt. Natürlich könnten wir auch einen Supersportwagen von irgendeinem bestehenden Modell ableiten, ihn mit V10-Motoren und 600 PS ausstatten. Das würde aber die Marke BMW nicht weiterbringen, weil so ein Fahrzeug dann austauschbar wäre und dem Anspruch eben jener Einzigartigkeit widersprechen würde.

Keine Nummer ist für ein kleines Stadtauto mit BMW-Logo frei. Ist ein Smart-Rivale keine Option.
Ich sehe weltweit keinen für uns interessanten Bedarf dafür und stehe solchen Zweisitzern auch sehr kritisch gegenüber. Der Raumnutzen ist sehr gering und die Nachteile für die Kunden sind erheblich. Allein die Tatsache, dass man der hinteren Sitze beraubt wird, um das Auto 30 Zentimeter kürzer zu machen, schränkt die Zahl der möglichen Interessenten gewaltig ein. Mit dem Mini Hatchback und dem BMW i3 haben wir ja zwei Modelle unter vier Metern Länge.

Welches Projekt nimmt derzeit Ihre meiste Zeit in Anspruch?
Das ist natürlich unser neuer 7er, der für uns ohne Frage das Highlight dieses Jahres darstellt. Wir sind derzeit in der letzten Phase der Verfeinerung, biegen quasi auf die Zielgerade ein. Das ist sicher ein Auto, mit dem ich viel Zeit verbringen und das ich sehr häufig fahren werde.

auch in NEWS

Anzeige

Videos