Fragen an: Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) - ,,Das Ziel ist

Die Autoindustrie scheint das Thema E-Mobilität ordentlich anzugehen, alleine es fehlen die Kunden. Die Politik könnte helfen, finden VDA-Präsident Matthias Wissmann.

Deutschlands Autokäufer geben sich beim Thema Elektromobilität noch immer zurückhaltend. Über den Stand der Dinge und die Aussichten befragten wir Matthias Wissmann, den Präsidenten des Verbandes der Autoindustrie.

Eigentlich sollte 2014 den Durchbruch für die Elektromobilität bringen. Schließlich kamen mit dem BMW i3 und dem E-Golf gleich zwei wichtige heimische Produkte auf den Markt. Kommt der Markt in die Gänge?
Wissmann:Im Gesamtjahr 2014 steigt der Absatz von Elektrofahrzeugen voraussichtlich um rund zwei Drittel auf über 12.000 Einheiten. Besonders dynamisch ist das Wachstum beim Plug-in-Hybrid, hier haben sich die Neuzulassungen mehr als verdoppelt. Das Angebot ist da: Allein die deutschen Hersteller haben in diesem Jahr 17 Serienmodelle mit E-Antrieb, 2015 folgen weitere zwölf. Damit haben wir das Ziel, Leitanbieter zu werden, erreicht.
Vom Ziel, Deutschland bis zum Jahr 2020 als Leitmarkt für Elektromobilität zu etablieren, sind wir jedoch noch weit entfernt. Hier ist die Politik gefordert. Für den geplanten Markthochlauf müssen von ihr noch Impulse gesetzt werden.

Woran klemmt es? Sind die Autos nicht einfach nur zu teuer?
Wissmann:Das ist nicht der Punkt. Vielmehr werden sich Elektrofahrzeuge zunächst im gewerblichen Bereich durchsetzen. Deshalb schlägt die Nationale Plattform Elektromobilität (NPE) ja eine Sonderabschreibung für E-Autos vor. Damit werden diese Fahrzeuge gerade auch für Unternehmen, die Firmenwagen anschaffen, attraktiv. Den Nachteilsausgleich auf der Nutzerseite gibt es bereits.

Das Ziel, eine Million E-Fahrzeuge bis 2020 im Bestand zu haben, scheint allerdings nach derzeitigem Stand unerreichbar zu sein.
Wissmann:Das Ziel ist in der Tat sehr anspruchsvoll. Der NPE-Fortschrittsbericht umfasst daher ein ganzes Bündel an notwendigen Maßnahmen: Neben der Sonderabschreibung kann eine Beschaffungsinitiative wichtige Impulse setzen. Öffentliche Unternehmen sowie Bund, Länder, Städte und Gemeinden sollten bei der Erneuerung ihrer Fuhrparks mit gutem Beispiel vorangehen, zumal deren Fahrzeuge oftmals auf Kurzstrecken und in urbanen Räumen genutzt werden. Sie sind somit ideal für den Elektroantrieb. Auch die Forschungs- und Entwicklungsprojekte sollten, wie bisher, fortgeführt werden.

Elektroautos haben einen Stecker - wie sieht es mit der Ladeinfrastruktur aus?
Wissmann:Das ist ein ganz wesentlicher Stellhebel. Wir brauchen rasch einen  Ausbau der öffentlich zugänglichen Ladeinfrastruktur. Zwar wird ein Großteil der Autofahrer den Strom zu Hause oder an der Arbeitsstätte laden. Doch der Erfolg der Elektromobilität hängt entscheidend davon ab, dass das ,,Stromtanken" einfach und jederzeit unterwegs möglich ist. Der bisherige Bestand an Ladepunkten reicht dafür nicht aus. Erforderlich ist eine standardisierte, leicht zugängliche und anbieterunabhängige Ladeinfrastruktur. Ein schönes Beispiel, wie ein Ausbau gelingen könnte, ist die Idee, Ladepunkte in Straßenlaternen zu integrieren. An einem einheitlichen Abrechnungssystem wird gearbeitet.

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