20 Jahre Kymco in Deutschland - Vom Winzling zum Schwergewicht

Dem Engagement einer Oberpfälzer Firma verdankt es der Taiwan-Hersteller Kymco, dass er sich in Deutschland zwischen 1994 und 2014 zu einem ernsthaften Rivalen der japanischen Zweiradriesen entwickelt hat. Allerdings nur in einem Segment.

Die meisten der zahllosen fernöstlichen Zweiradhersteller schaffen es nicht, sich in anspruchsvollen Märkten wie dem deutschen einen wirklichen Namen zu machen. Wer weiß schon, welche Fahrzeuge von Qingqi, Taiwan Golden Bee, SYM oder auch Daelim stammen. Auf Dauer in den Kreis der japanischen Schwergewichte Honda, Kawasaki, Suzuki und Yamaha aufzurücken, hat als Fernost-Hersteller nur Kymco aus Taiwan geschafft. Platz drei unter den Kraftrollern und Rang vier bei den Leichtkraftrollern auf dem deutschen Markt 2014 darf zweifellos als Erfolg angesehen werden.

Möglich wurde er nur deshalb, weil sich 1994 eine Oberpfälzer Firma getraut hat, den Generalimport für die damals noch vollkommen unbekannte Marke aus Taiwan zu übernehmen. 20 Jahre später dürfen sich die MSA Motor Sport Accessoires GmbH in Weiden/Oberpfalz, aber auch die Kwang Yang Motor Corporation in Kaohsiung (Taiwan) über den gemeinsamen Erfolg freuen.
1994, als MSA zu Zeiten eines rasanten Wachstums des deutschen Zweiradmarktes den Import übernahm, war die Kwang Yang Motor Corporation selbst noch ein relativ junges Unternehmen: 1963 gegründet und ursprünglich auf die Montage von Honda-Motorrollern ausgerichtet, hatte man 1970 den ersten eigenen Roller präsentiert. Insbesondere auf die Technik der Motoren hatte die junge Firma Wert gelegt: Sie sollten ,,ein Leben lang halten", wie man es damals formulierte. Dass die Firma in punkto Motorenqualität hohe Anforderungen erfüllt, wird schon daraus deutlich, dass aktuell beispielsweise BMW und Kawasaki bei den Taiwanern Motoren für ihre eigenen Modelle fertigen lassen.

Mit drei Rollermodellen fing es 1994 auf dem deutschen Markt an: Heroism 50 und 125 sowie Fever ZX und K 12 hießen die Erstlings-Roller für Deutschland  - und waren zu Anfang natürlich kein Markterfolg. Weniger als 500 Fahrzeuge fanden im ersten Jahr in Deutschland einen Käufer; fast alle hatten weniger als 150 Kubikzentimeter Hubraum. Ganz vorne standen 50er Roller, eben der Heroism oder der Fever ZX. MSA war erstens mit dem Zweirad-Import noch nicht erfahren und zudem mit ganzen vier Mitarbeitern noch ein Winzling. Wie es überhaupt schwierig war, die Marke in Deutschland zu verankern: ,,Anfangs mussten wir den Namen Kymco für unsere Kunden oft noch buchstabieren", erinnert sich Gerald Federl, MSA-Geschäftsführer. Auch sei Taiwan oft mit China verwechselt worden. Aber, so fügt Federl hinzu, ,,einige Experten wussten schon damals, dass Kymco auch für Honda produzierte und betrachteten dies als Beleg für die Qualität der Marke."

MSA und Kymco machten große Schritte in Deutschland, denn mittlerweile hat die Oberpfälzer Firma 70 Mitarbeiter, und Ende Dezember werden es rund 10.000 Kymcos sein, die von ihr heuer aus Taiwan importiert worden sind. Lag die Hubraum-Obergrenze vor 20 Jahren bei 150 Kubikzentimetern, so beträgt sie mittlerweile 700 Kubik. Auch die Gewichtung hat sich verschoben: Inzwischen sind es vorwiegend Roller mit mehr als 125 Kubikzentimetern Hubraum und nicht mehr Kleinkraftroller, die von MSA aus Fernost geholt werden. Die wichtigsten haben relativ geläufige Modellbezeichnungen: Downtown 300i und 125i, Grand Dink 300i und 125i und People GT 300i. Topmodell ist der Myroad 700i. Natürlich hat das ABS im Lauf der Jahre in der Modellpalette Einzug gehalten.

Auch wenn Modellkonstanz nicht unbedingt eine Stärke vieler Zweiradhersteller ist, so kann Kymco doch mit einem Modell aufwarten, das schon während beinahe der gesamten Zeit der MSA-Existenz im Programm ist: Der Roller Yager erschien schon 1997 (damals unter der Bezeichnung Spacer) und ist mit seither über 10.000 hier zu Lande verkauften Einheiten das meistverkaufte Kymco-Modell in Deutschland.

Dank der kontinuierlichen Aufbauarbeit ist die Zahl der Kymco-Stützpunkte in Deutschland auf 550 gewachsen; sie können auf 54.000 verschiedene Ersatzteile zugreifen, die der Importeur in Weiden vorhält. Kymco selbst ist in der Zeit von 1994 bis 2014 natürlich ebenfalls deutlich gewachsen: Inzwischen werden in Taiwan jährlich mehr als eine Million Fahrzeuge produziert, die sich auf 97 Modellversionen verteilen.

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