Vernetztes Fahren - Das Auto wird zum Datencenter

Gewaltige Datenmengen durchfluten die Bordelektronik, damit ein Auto autonom fahren kann. Auch heikle, personenbezogene Daten. Noch fehlen Regularien bei Datenschutz und Verantwortlichkeit.

Um ein Auto zu befähigen, in Eigenregie zu fahren sind ungeheure Datenmengen notwendig: Rund 3,6 Terabyte (1 Terabyte = 1 Million Megabyte) pro Stunde durch die elektronischen Adern der Bordelektronik fließen, um sicher durch den Straßenverkehr zu rollen.

Das Auto wird also mehr und mehr zum Datencenter, da sind sich auch die Teilnehmer der Ernst & Young-Konferenz ,,Das vernetzte Auto und der Datenschutz" in Berlin einig. Schon in heutigen Autos sorgen bis zu 80 Sensoren für Komfort und Sicherheit. Schritt für Schritt wird weitere Elektronik einziehen: Radar für die Fahrumgebung im Nah- und im Fernbereich, Laserscanner, Mono- und Stereokameras, umfangreicher Datenaustausch mit anderen Verkehrsteilnehmern und zu Verkehrsrechnern. Der Fahrer wird zunehmend von seiner Überwachungsfunktion entlastet und am Ende gar nicht mehr notwendig sein, wenn er es denn möchte. Er wird zum Passagier, das Auto sucht selbst seinen Parkplatz, oder es wird zum Stau- oder Autobahn-Chauffeur.

Automatisiertes Fahren ist Neuland, und das nicht allein in Sachen intelligenter Technologie. Die Hersteller sind dabei gemeinsam gefordert, aber auch die Gesellschaft und die Gesetzgebung. Was es in rechtlicher Hinsicht bedeutet, wenn der Fahrer letztlich nicht mehr die Kontrollfunktion über das Auto ausübt, ist zum Beispiel noch nicht geklärt. Wer ist verantwortlich, wenn es trotz aller Automatisierung zu einem Unfall kommen sollte - der Hersteller oder der Fahrer? All das bedarf nach Einschätzung der Experten dringend einer Regulierung.

Auf dem Weg zum voll automatisierten Fahrzeug beschäftigt sich eine umfangreiche Sensorik auch mit der Befindlichkeit des Fahrers. Ist er fit oder müde, aufgewühlt, angetrunken? Messbar ist vieles. Wie aber sicherstellen, dass diese privaten Daten nicht in falsche Hände gelangen?
Das Problem, so Volker Smuda, Mitarbeiter im Bereich Datenschutz bei BMW, seien nicht die Daten, sondern es sei die Frage, was mit ihnen gemacht werde, ob und wie sie genutzt und gespeichert würden.

Die Branche arbeitet an Standards für den Datenaustausch im vernetzten Verkehr und kann sich auch Selbstverpflichtungen zur Sicherung der privaten Daten vorstellen. Hierzulande ist Datenschutz Sache der Länder, der ,,oberste" Datenschützer hat nur eine koordinierende Funktion. Für das kommende Jahr ist eine EU-Direktive zum Thema Datenschutz zu erwarten. Die Gesetzgebung ist allerdings schwerfällig. Vor 2020 werde es aufgrund der Komplexität keine neuen Gesetze dazu geben, glaubt Bundestagsmitglied Thomas Jarzombek, Mitglied im Ausschuss Digitale Agenda. Man müsse daher Zwischenlösungen finden. Ob gesetzliche Regelungen tatsächlich die Lösung sind, stößt auf Zweifel. Denn das rasante Tempo der technischen Entwicklung könnte solche Ansätze schnell wieder überholen.

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