Mercedes V-Klasse jetzt auch mit Allradantrieb - Nobel auf allen Vieren

Man muss nicht unbedingt ein SUV fahren, wenn man winters auf Allradantrieb setzen möchte. Mercedes bietet auch einer sehr geräumige Alternative, die sogar ein wenig tiefergelegt ist.

Das anfangs graue Asphaltband ringelt sich bergauf in Richtung Gipfel, wird nach ein paar hundert Metern vom strahlenden Weiß der umliegenden Hängen der gewaltigen Dreitausender verschluckt. Denn schon weit vor der Passhöhe bedeckt der Schneefall der letzten Tage die schmale Straße von Tirol nach Italien. Das berühmte Timmelsjoch im Winterschlaf. Angefrorene Eisplatten in den Spitzkehren, dazwischen aufgetauter Matsch und an beiden Seiten Leitplanken aus zusammengeschobenen Schneewällen. Zu gefährlich für Autofahrer. Und gerade deshalb ein ideales Testgebiet für die modernen Allradautos.

Wie zum Beispiel für Mercedes. Die Stuttgarter haben inzwischen gut 75 Modelle mit der im Hausjargon 4matic bezeichneten Allradtechnik im Programm. Premiere auf dem Timmelsjoch feiert die große V-Klasse, auch der 5,12 Meter lange Van mit dem Stern wird jetzt gegen Aufpreis von allen vier Rädern in Schwung gehalten. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger, dem jüngst verblichenen Viano, vertraut der Neue auf die 4x4-Gene seiner PKW-Kollegen vom Stamme der C- oder S-Klasse. ,,Da diese Technik flacher baut, konnten wir die neue V-Klasse 4matic unter einer Gesamthöhe von zwei Metern halten", erklärt Daimler-Ingenieur Andreas Klein. Wichtig, weil der Mercedes-Riese mit ,,nur" 1,88 Metern Höhe jetzt in Parkhäuser einfahren darf, die dem Viano 4x4 versperrt blieben.

Die so gerüstete V-Klasse hat den bekannten 2,1-Liter-Diesel mit 140 kW/190 PS unter der kurzen Motorhaube. Dank hoher Durchzugkraft von 440 Newtonmetern ist der Anstieg zum Scheitelpunkt des Timmelsjochs keine Hürde - zumindest was die Steigung betrifft. Aber es geht ja um den neuen Allradantrieb: Schafft das Nobel-Shuttle die auf immerhin 2.509 Metern gelegene Passhöhe oder scheitert er trotz moderner Elektronik an der von spiegelndem Eis übersäten Piste?

Keine Sorge, Mercedes hätte wohl kaum dieses Testterrain gewählt, wenn es Zweifel an den Fähigkeiten der V-Klasse gegeben hätte. Die Anzeige im Armaturenbrett blinkt zwar heftig, aber immer wieder krallt sich die Technik im glatten Geläuf fest, findet genug Reibung, damit es vorwärts geht. Dabei verteilt der Rechner die Motorkraft immer an das Rad, das gerade den besten Kontakt zum Untergrund hat. Der Fahrer muss nur lenken, bremsen und Gas geben. Eher behutsam dann die Abfahrt. Die mehr als zwei Tonnen schieben talwärts, früher bremsen ist angeraten. Denn bei Gefälle kollidiert auch der beste Allradantrieb mit den Grenzen der Physik.

Unter Strich hat der neue Ableger der V-Klasse seine Alpenprüfung souverän gemeistert, bietet sich dadurch als ideales Transportmittel in Gegenden an, in denen Allradantrieb dank eines umtriebigen Wettergotts anzuraten ist. Ohne Zweifel aber ein teurer Spaß: Schon mit Heckantrieb bewegt sich der V 250 Blue Tec um die 50.000 Euro (je nach Länge). Für das Allradsystem kommen nun stolze 4.000 Euro dazu. Und wer sich dann noch in der langen Aufpreisliste bedient, kann gut noch einmal mindestens 10.000 Euro drauflegen.

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